Nominiert für den Deutschen Reporterpreis 2010.
Am
Stellpult
In keinem Beruf
kann man so über Menschen herrschen wie in der Politik. Niemand
macht von dieser Möglichkeit so ungeniert Gebrauch wie der
CSU-Vorsitzende Horst Seehofer.
Von René Pfister,
Spiegel, 16.08.2010
Ein paarmal im Jahr
steigt Horst Seehofer in den Keller seines Ferienhauses in
Schamhaupten, Weihnachten und Ostern, auch jetzt im Sommer, wenn er
ein paar Tage frei hat. Dort unten steht seine Eisenbahn, es ist eine
Märklin H0 im Maßstab 1:87, er baut seit Jahren daran. Die
Eisenbahn ist ein Modell von Seehofers Leben.
Es gibt den Nachbau
des Bahnhofs von Bonn, der Stadt, in der Seehofers Karriere begann.
Nach dem Jahr 2004, als er wegen des Streits um die
Gesundheitspolitik sein wichtigstes Amt verlor, baute er einen
"Schattenbahnhof", so nennt er ihn, ein Gleis, das hinab
ins Dunkel führt.
Seit neuestem hat
auch Angela Merkel einen Platz in Seehofers Keller. Er hat lange
überlegt, wohin er die Kanzlerin stellen soll. Vor ein paar Monaten
dann schnitt er ihr Porträtfoto aus und kopierte es klein, dann
klebte er es auf eine Plastikfigur und setzte sie in eine Diesellok.
Seither dreht auch die Kanzlerin auf Seehofers Eisenbahn ihre Runden.
Seehofer hat sich in
Schamhaupten eine Welt nach seinem Willen geformt, er steht dort am
Stellpult, und die Figuren in den Zügen setzen sich in Bewegung,
wenn er den Befehl dazu erteilt. Es ist ein Ort, wo sich Seehofers
Spieltrieb mit seiner Lust am Herrschen paart. Beides ergibt bei ihm
keine glückliche Verbindung.
Seit fast zwei
Jahren bestimmt Seehofer als CSU-Chef und bayerischer
Ministerpräsident die Geschicke der Republik mit, aber es ist schwer
zu sagen, wohin er das Land führen will. Er versprach niedrigere
Steuern, jetzt redet er vom Sparen. Er lobte Merkels
Gesundheitsfonds, jetzt will er ihn am liebsten abschaffen. Manche
sagen, er wisse mit seiner Macht nichts anzufangen.
Das täuscht.
Seehofer herrscht mit großem Vergnügen, nur geht es dabei selten um
die Sache; er liebt es, Menschen seinen Einfluss spüren zu lassen,
seine Parteifreunde, seine Mitarbeiter, sogar seine Frauen. Andere
Politiker wollen Deutschland verändern, Seehofer reicht es, wenn er
Menschen steuern kann wie seine Eisenbahn.
Manchmal scheint es,
als wäre er vor allem deshalb CSU-Chef geworden, damit die echte
Welt und die Kellerwelt in Schamhaupten miteinander verwachsen. Er
war jahrelang ein Fachpolitiker, der Mann fürs Detail. Jetzt hat er
ein zweites Stellpult, und das steht in der bayerischen
Staatskanzlei.
Wenn man ihn dort
trifft, fällt als Erstes seine Gelassenheit auf. Seine Bewegungen
sind gravitätisch und kontrolliert, die Beamten wirbeln, aber
Seehofer bleibt ruhig. Er wirkt wie ein alter weiser König, sein
graues Haupt überragt alle. Hinter der majestätischen Fassade
steckt jedoch ein ganz anderer Seehofer, ein Mann, der gern spielt,
mit Menschen noch lieber als mit Eisenbahnen. Warum ist das so?
"Jetzt bin ich
nichts mehr." Walter Eisenhart kann sich noch gut an den Satz
erinnern. Seehofer saß bei seinem Freund in Eichstätt, gerade hatte
er seinen Posten als Fraktionsvize abgeben müssen, weil er Merkels
Kopfpauschale nicht mitmachen wollte. Es war im November 2004.
Seehofer war geschockt, er wirkte wie aufgelöst.
Eisenhart ist ein
freundlicher Mann mit einem offenen Gesicht, er kommt gerade von der
Uni, wo er als Dozent für Politikwissenschaft arbeitet. Die beiden
kennen sich seit 16 Jahren, Eisenhart war mal Vorsitzender der
örtlichen CSU. "Ich wollte ihn rausholen aus dem Tal der
Selbstbemitleidung", sagt er.
Eisenhart schlug
Seehofer damals vor, seinen Frust in einem Kabarettstück zu
verarbeiten, eine kleine Psychotherapie auf der Bühne. Eisenhart
schwebte ein Beichtgespräch vor, Seehofer sollte Walter Mixa
spielen, der damals noch Bischof von Eichstätt war, Eisenhart selbst
wollte in die Rolle Seehofers schlüpfen, der dem fiktiven Mixa seine
Sünden offenbart.
"Wir bringen
dich in die Schlagzeilen ohne die Politik", sagte Eisenhart zu
Seehofer. Das fand Seehofer gut. Schlagzeilen findet Seehofer immer
gut.
Die beiden schlossen
sich im Kloster Plankstetten ein und schrieben Tag und Nacht, für
Seehofer war es wie eine Befreiung, er schrieb sich die Wut von der
Seele. Dauernd fielen ihm fiese Spitzen gegen Merkel und Edmund
Stoiber ein. Spottlust steckte schon immer in ihm, aber nun trat
etwas Neues hervor, das Vergnügen, es seinen Rivalen heimzuzahlen.
Einmal legte er
Eisenhart eine Szene auf den Tisch, in der Beichtvater Mixa den
Sünder Seehofer fragt, ob er unkeusche Gedanken habe, wenn er an
Angela Merkel denke. Der antwortet: "Vater, ich habe schon
vieles angestellt, aber Wunder kann ich nicht vollbringen."
Eisenhart fand das
zu hart. "Horst, den Witz über die Merkel können wir nicht
bringen."
"Klar",
sagte Seehofer. Es war, als ob ein Feuer in ihm brannte.
Viermal traten
Eisenhart und Seehofer zusammen auf, es waren nur kleine Bühnen, sie
spielten im Gasthof Meierbeck in Gerolfing und in Lenting beim
Starkbierfest. Aber das machte nichts. Seehofer badete in der
Sympathie seiner Zuhörer. In Berlin war er ein Niemand, aber hier,
in der Heimat, war er plötzlich der einsame Held, der gegen die
Giganten in der Hauptstadt kämpft.
Eine Weile blieb es
ruhig um Seehofer, doch dann begannen die Verhältnisse in der CSU zu
tanzen. Stoiber stürzte, und die Partei suchte ihr Heil in Erwin
Huber und Günther Beckstein, die sich bald als zu klein erwiesen für
die riesigen Ansprüche der CSU.
Am Ende gab es nur
noch Seehofer. Der Mann, der fast an einer Entzündung des
Herzmuskels gestorben wäre, dann zum Irren erklärt wurde wegen
seines Kampfes gegen die Prämie und schließlich den Spott wegen
seiner Affäre mit einer Bundestagsmitarbeiterin ertragen musste - er
war plötzlich der Retter, die letzte Chance der CSU. Vielleicht ist
es schwer, da nicht seinen Allmachtsphantasien zu erliegen.
Christine
Haderthauer hat darunter leiden müssen. Haderthauer und Seehofer
kommen beide aus Ingolstadt, es gab Zeiten, da trafen sie sich im
Dezember beim Meierbeck in Gerolfing, dem Heimatdorf Seehofers. Sie
sangen "Stille Nacht" und aßen Spekulatius. Seehofer war
noch Abgeordneter in Berlin, er sagte, Haderthauer sei eines der
großen Talente der CSU.
Dann entschied sie
sich, Generalsekretärin unter Erwin Huber zu werden, Seehofers
Erzfeind. Plötzlich fiel Seehofer nur Schlechtes zu Haderthauer ein.
Die Christine könne das nicht, sagte er, wenn Journalisten um ihn
herumstanden. Als Seehofer die Macht in der CSU übernahm, dachte
Haderthauer, ihre letzte Stunde habe geschlagen.
Die Ministerien
wurden verteilt, und am Ende klingelte doch noch Haderthauers Handy.
Seehofer bot ihr das Sozialministerium an, aber er fand kaum
freundliche Worte. "Du warst schon unter der Erde, jetzt habe
ich dich noch mal aus dem Sarg geholt", sagte er. Er lachte
dabei, es war das Lachen eines Mannes, der weiß, dass er nun
Karrieren mit einem Anruf beflügeln oder beenden kann.
Natürlich genießt
jeder Politiker seinen Einfluss, er ist die Währung, mit der
Menschen in diesem
Metier entlohnt werden. Aber die Macht wird in der Demokratie durch
Regeln beschränkt, das unterscheidet Herrschaft von der
Willkürherrschaft. Seehofer liebt es, jeden Tag die Regeln zu
ändern, er regiert die CSU wie ein absoluter Monarch.
Mitte April ist er
in seinem BMW unterwegs ins Allgäu, er will eine Hauptschule
besuchen. Die Zeitungen schreiben über die Aschewolke des
Eyjafjallajökull und die Wahl in Nordrhein-Westfalen, über die CSU
schreiben sie kaum. Seehofer wird muffelig. Er klappt seine Mappe zu
und sagt: "Ich sage doch immer meinen Leuten in Berlin: Brust
raus, ihr müsst bundespolitisch wahrnehmbar sein."
Es kommt vor, dass
Seehofer SMS an Parteifreunde verschickt, die ihm zu leise
erscheinen. "Wo bleibt die Revolution", schreibt er dann.
Wenn einer das wörtlich nimmt und wirklich eine Revolution lostritt
wie Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der die
Wehrpflicht abschaffen will, ist Seehofer entsetzt.
Seehofers Kolonne
rollt vor die Hauptschule. Er muss erst einmal in den Werkraum, die
Schüler haben einen Holzstamm vorbereitet, den Seehofer mit einem
Fuchsschwanz durchsägen soll. Er macht sich gleich ans Werk, er
kämpft und schwitzt, am Ende bricht das Stück entzwei. "Ihr
habt wohl gedacht, wir Politiker sind ganz blöd", sagt
Seehofer, in ihm steckt noch Energie, die muss jetzt raus. In der
Ecke steht Beate Merk rum, seine Justizministerin, eine dünne
Blondine auf Stöckelschuhen.
"Ja, was macht
denn die Justizministerin?", sagt Seehofer, in seinem Gesicht
steht gespielte Empörung "Die steht da und tut nix!" Merk
lächelt gequält.
Natürlich, ein
Witz, aber das ist das Problem mit seiner speziellen Form der
Personalführung. Er ist der Diktator mit der Narrenkappe. Wenn sich
seine Opfer wehren, schüttelt er verständnislos den Kopf. Stellt
euch nicht so an, könnt ihr nicht mal einen Scherz vertragen?
Michael Glos wollte
das irgendwann nicht mehr mitmachen. Er war mal
CSU-Landesgruppenchef, dann machte ihn Edmund Stoiber zum
Wirtschaftsminister, aber er gab eher eine traurige Figur ab, er
tappte durch Berlin wie ein Landrat, der sich in die große Politik
verirrt hat.
Er sitzt jetzt in
einer kleinen Kammer über der Parlamentarischen Gesellschaft, er
sieht irgendwie geschrumpft aus, seit er nicht mehr Minister ist. Das
Sakko schlackert ihm um die Schultern.
"Ich bin jetzt
der Knecht vom Mißfelder", sagt Glos. Er lacht sein kehliges
Lachen, er klingt wie Barney Geröllheimer von den Feuersteins.
Philipp Mißfelder ist 30 und außenpolitischer Sprecher der Union.
Glos wird im Dezember 66 und ist einfaches Mitglied im Auswärtigen
Ausschuss.
Michael Glos hat
Horst Seehofer schon immer für unfähig gehalten, eine Partei zu
führen.
Er hat ihn zwar
beneidet um sein Redetalent, aber er kennt auch Seehofers Neigung, an
allen Rache zu nehmen, die ihm mal im Weg standen. "Wenn Sie
eine Münze nehmen, dann ist die Rückseite immer auch dabei."
Glos kennt Seehofers Rückseite sehr genau. Sie waren ein Leben lang
Rivalen.
Als Seehofer
Parteichef wurde, war Glos' letzte Waffe der Rücktritt, die
Selbstentleibung erschien ihm würdevoller als ein Leben unter
Seehofer. An einem Samstag, Seehofer saß gerade in der
Sicherheitskonferenz in München, wurde dem Parteichef die Nachricht
von Glos' Abschied aus dem Kabinett hereingereicht.
Sie traf ohne
Vorwarnung und vermasselte ihm das ganze Wochenende. Glos freut sich
noch heute, wenn er daran denkt. "Wenn einer schon auf dem Grill
liegt, und er springt dann von selbst runter, das mag der Horst gar
nicht."
Es gibt viele Leute
wie Glos, Leute, für die in Seehofers Welt kein Platz mehr ist.
Thomas Goppel gehört dazu, der ehemalige bayerische
Wissenschaftsminister, auch der frühere Staatskanzleichef Eberhard
Sinner.
Das Interessante
ist, wie Seehofer mit den Feinden von gestern umgeht. Er versucht
nicht, sich mit ihnen zu versöhnen. Es wäre einfach, denn er hat
jetzt die Macht, und sie liegen am Wegesrand. Aber Seehofer blickt
auf sie wie ein siegreicher Feldherr, er nennt sie "mein
Lazarett" und kichert. Man muss unwillkürlich an einen Saal mit
Versehrten denken, die blutige Binden um den Kopf tragen.
Er hat niemanden,
der ihn bei diesem Gebaren bremst. Fast jeder Spitzenpolitiker hat
einen oder zwei Berater, die auch ein offenes Wort wagen dürfen,
wenn es sein muss. Kanzlerin Angela Merkel hört auf ihre
Büroleiterin Beate Baumann, Roland Koch auf seinen Sprecher Dirk
Metz.
Die Versuchung der
Politik liegt auch darin, dass man sich ständig der eigenen
Großartigkeit versichern kann, durch Wagenkolonnen und Blaulicht,
auch durch die Journalisten, die jedes Wort gleich millionenfach
vervielfältigen und auf verborgene Gemeinheiten abklopfen. Es ist
schwer, da nicht abzuheben.
Seehofer steht ganz
allein an seinem Stellpult in der Staatskanzlei. Als er noch
Gesundheitsminister in Bonn war, brach sein Büroleiter Manfred Lang
den Urlaub ab, wenn Seehofer ein Detail zur Gesundheitsreform nicht
verstand. Im Berliner Agrarministerium hatte seine Sprecherin Ulrike
Hinrichs Arbeitszeiten, wie man sie sonst nur in indischen
T-Shirt-Fabriken kennt. Es waren Bedienstete, aber Bedienstete auf
Augenhöhe.
Doch am Ende stieß
er seine engsten Getreuen immer weg, wie jeder narzisstische
Charakter liebt er es, die Gunst so schnell zu entziehen, wie er sie
verteilt hat, einfach so, ohne ein Wort der Begründung.
Als Seehofer zuletzt
Martin Neumeyer versetzte, den Mann, der ihn in seinen ersten Monaten
in der Münchner Staatskanzlei beriet, macht er als letzten Gruß
noch einen Witz auf dessen Kosten. Es gibt eine kleine Feier,
Neumeyer hält eine Rede, er will sich persönlich von seinen
Mitarbeitern verabschieden. Seehofer feixt danach: "Herr
Neumeyer, das war keine Abschiedsrede, das war ja eine
Regierungserklärung!"
Ende April bricht
Seehofer zu einer Reise mit großer Entourage nach China auf, auch
Karin Seehofer ist dabei. Zu Beginn ist ein Besuch auf dem Platz des
Himmlischen Friedens in Peking vorgesehen, die mitreisenden
Fotografen betteln um ein Bild des Ehepaars Seehofer unter dem
mächtigen Porträt von Mao Zedong.
Seehofer dreht sich
um und ruft:"Ja wo ist denn die Karin? Karin, komm, die wollen
ein Foto." Die beiden postieren sich und knipsen ein Lächeln
an, dann gibt er seiner Frau einen Klaps auf die Schulter, sie
verschwindet weisungsgemäß in der Menschenmenge.
Abends sitzt
Seehofer im Hotel mit der Wirtschaftsdelegation oder den Journalisten
zusammen, Karin Seehofer wartet meistens im Vorzimmer. Wenn Seehofer
müde wird und ins Bett will, winkt er einen Sicherheitsbeamten zu
sich heran und sagt: "Herr Wiedemann, Sie haben mir meine Frau
noch nicht beigebracht."
Seehofer wirkt, als
habe er sich einen Schutzanzug angelegt, nichts dringt da mehr durch,
nicht die Angriffe seiner Parteifreunde, auch nicht die
Gleichgültigkeit in seiner Ehe. Karin Seehofer hat sich damit
abgefunden, dass ihr Mann über Jahre eine Affäre mit der ehemaligen
Bundestagsmitarbeiterin Anette Fröhlich hatte, sie hat einfach
gewartet, bis er sich, nach langen quälenden Monaten, für sie
entschied.
Jetzt wirken die
beiden wie ein Paar, das nur noch durch Seehofers Amt
zusammengeschweißt wird. Er ist der Ministerpräsident, sie die
First Lady. Das muss genügen. Manchmal, wenn Karin Seehofer in China
vom Damenprogramm zurückkehrt, legt er ihr die Hand auf die
Schulter. Es ist eine kleine Geste der Zuneigung, doch ihre Arme
baumeln schlaff am Körper.
Er muss jetzt noch
mal raus, ran ans Volk. Drei Stunden saß er im Rathaus von Kempten,
Kabinettssitzung in der bayerischen Provinz, es ging um die
Breitbandverkabelung von Schwaben, es war fade Lokalpolitik.
Auf der anderen
Seite des Rathausplatzes stehen einige Bürger und blinzeln in die
Mittagssonne."Wie geht's euch?", ruft Seehofer. Schweigen.
"Ist doch schön hier!", setzt der Ministerpräsident nach.
Stummes Kopfnicken. Da tritt ein kleiner Mann mit einem Bauch wie ein
Ballon vor und fragt, ob Seehofer abgenommen habe. "Zehn Kilo",
bestätigt Seehofer. Er streicht zufrieden über seinen Bauch.
Nun entspinnt sich
ein fröhliches Gespräch über die Mühen der Diät im
fortgeschrittenen Alter, für ein paar Sekunden ist Seehofer nicht
Ministerpräsident, sondern Mensch im Kampf gegen Speckröllchen.
Großes Gelächter. "Macht's gut", ruft Seehofer und
schüttelt Hände zum Abschied. Dann steigt er in sein Auto.
Für einen Moment
scheint es so, als habe doch alles noch ein Ziel, als mache Seehofer
nicht nur Politik für Seehofer. "Mein Verbündeter ist das
Volk", sagte er oft, als er noch einfacher Abgeordneter in
Berlin war.
Aus der Seitenablage
der Limousine zieht er jetzt feuchte Desinfektionstücher, sie
riechen stechend nach Zitrone. Er fährt sich damit über die
Innenflächen der Hände. Es sieht aus, als wolle er sich den
Bürgerkontakt abwaschen. Zurück |